40.PPP Nachbereitungsseminar und eine hoffnungsvolle Zukunft


13.09.2024 – 15.09.2024

Hi zusammen und willkommen zurück auf meinem Blog.

Ein Satz, den ich hier nun zum letzten Mal schreibe. Es wird mal wieder ein etwas längerer Blogeintrag, aber da es der letzte ist, ist das doch noch zu verkraften, oder? 

Seit 2 Monaten sind wir bereits zurück auf deutschem Boden, doch das eigentliche Ende hatte noch ausgestanden: Das Nachbereitungsseminar. Es sollte uns reflektieren lassen, wie es uns in den USA und auch in der Zeit danach ergangen ist. Das letzte Mal würden wir alle nochmal zusammenkommen. Ein Tag auf den ich mich sehr freute und der Gedanke daran, hatte den Abschied im Juli wesentlich erträglicher gemacht.

Am Freitag-Mittag ging es mit der Bahn von Hamburg nach Berlin. Mit dem Glück auf meiner Seite dauerte meine Fahrt über 3,5 Stunden und so kam ich kurz nach 16 Uhr am Berliner Hauptbahnhof an. Die vielen Stockwerke, die mich eher an ein Kaufhaus als an einen Bahnhof erinnerten, waren verwirrend. Gut, dass ich hier bald öfter stehen würde. Mit dem Blick auf meinen 12% Handyakku war ich froh, als parallel zwei weitere PPPler ankamen. Also machten wir uns zu 3 auf die Suche nach der Bushaltestelle, die uns zu unserem Seminargebäude bringen sollte. Berlin begrüßte uns mit typischem Hamburg Wetter: Regen. Als wir dann wenig später ankamen, wurden wir schon vom Organisations-Team in der Empfangshalle begrüßt und uns im Anschluss Zimmerschlüssel ausgehändigt. Als ich das Zimmer betrat, war ich kurz geschockt. Ich teilte mir das Zimmer mit 6 weiteren Mädels, konnte aber zunächst nur 3 Einzelbetten sehen. Die anderen Betten befanden sich 2,5 Meter in der Höhe, welche sich durch eine steile schmale Treppe erreichen ließen. Ich befürchtete kurz, entweder mir dabei beide Beine zu brechen oder durch die schmale Zimmerdecke zu krachen. Das würde noch spannend werden.

Nachdem wir unsere Koffer ins Zimmer gebracht hatten, war es auch schon 18 Uhr und wir trafen uns alle gemeinsam unten im Foyer. Es gab kurzen Kreisch-Alarm, als ich einige meiner engsten Freunde wiedersah. Ich freute mich so, dass wir alle wieder beisammen waren. Schließlich ging es zum Abendessen und wir hatten einander viel zu erzählen. Gesättigt ging es direkt im Anschluss in unseren Seminarsaal. Dieser war genauso schön feierlich geschmückt, wie ich es aus meinem Vorbereitungsseminar in Bad Bevensen in Erinnerung hatte. Es löste direkt Glücksgefühle in mir aus und ich freute mich sehr, auf die kommenden Tage. Und dann stand der erste Punkt der Agenda an.

Es waren verschiedene Tafeln aufgebaut, an denen wir unsere Gedanken niederschreiben konnten. Lieblingsorte, Dinge, die wir vermissen, was uns am meisten geprägt hat und vieles mehr. Es war ein angenehmer Einstieg und half dabei, sich wieder in das USA-Jahr hineinzuversetzen. Auch konnten wir Fragen stellen, die wir im Laufe der nächsten Tage beantworten würden.

Da wir alle relativ erschöpft waren von der Fahrt sollte es eigentlich für viele von uns Richtung Schlafsaal gehen. Eigentlich. Wenig später befanden ich mich mit ca. 40 weiteren PPPler*innen auf dem Weg ins Berliner Nachtleben. Die Gruppe spaltete sich, aber wenig später trafen wir uns alle vor einer Bar wieder. Es war ein gelungener Abend und nach stolzen 5 Stunden Schlaf klingelte der Wecker uns am nächsten Morgen um 8 Uhr wach. Die anfängliche Müdigkeit legte sich nach einem ausgiebigen Frühstück wieder und ich freute mich auf den bevorstehenden Tag. Von um 9 bis um 15:30 Uhr sollten wir über unser vergangenes Jahr reflektieren. Dafür wurden wir in unsere 3 kleinen Gruppen, gemäß den Vorbereitungsseminaren, eingeteilt. Wir teilten uns auf verschiedene Räume auf und setzten uns in einen Sitzkreis. Es hatte etwas von einer Selbsthilfegruppe, aber irgendwie war es auch ganz witzig. Der erste Agenda Punkt drehte sich um unsere Zeit vor den USA, das Vorbereitungsseminar.

Rückblickend war das Vorbereitungsseminar eine der schönsten Erfahrungen, die ich generell hier erleben durfte. Wir waren uns alle einig, dass diese Zeit ein unvergessliches Erlebnis war, bei dem wir nicht nur in kürzester Zeit Freunde gefunden hatten, sondern vor allem Verbündete. Menschen, die den gleichen Traum von den USA teilten. Es war eine intensive, aber schöne Zeit, bei der wir 1 Woche gemeinsam auf unser Auslandsjahr vorbereitet wurden und nachts draußen die schönsten Gespräche führten. Es fühlte sich an wie eine Klassenfahrt, die nicht enden sollte. Ehemalige PPPler*innen waren vor Ort, begleiteten uns durch die Tage, zeigten, wie ihr persönliches USA Jahr vor vielen Jahren verlaufen war und gaben wertvolle Tipps. Hier ein kleiner Einblick ins Vorbereitungsjahr, vor fast 1 1/2 Jahren. 

Wie man vielleicht merkt, könnte ich über das Vorbereitungsseminar fast einen eigenen Blogpost verfassen. Ich hatte jedenfalls jede Menge Spaß. Nachdem wir unsere Erfahrungen gesammelt hatten und diese in großer Runde präsentierten, ging es zur 2. Phase über.

Wie ist es uns in den USA ergangen? Wir diskutierten die Anfangszeit in den USA, persönliche Herausforderungen und Punkte, in denen wir uns mehr Unterstützung gewünscht hätten. Ich berichtete von den ersten schwierigen Wochen, Traurigkeit während der Vorweihnachtszeit und meinem Auto-Problem. Wir hatten alle die verschiedensten Probleme und Herausforderungen während des Jahres zu meisten, an denen wir gewachsen sind. Und es mag auf den sozialen Medien immer alles so perfekt aussehen und man fängt irgendwann an, sich zu vergleichen. Warum bin ich noch nicht gereist? Warum hat sie so viele Freunde? Und warum hatte er das Glück, an einer solch großen Uni platziert zu sein? Aber letztendlich sind das alles nur kleine Einblicke, die wir von unserem Alltag in den USA teilen. Ich denke es ist normal, dass man sich ab und an vergleicht. Und dem ist auch nichts auszusetzen, solange man sich darin nicht verliert.

Nach einer kurzen Vorstellung, bei der wir unsere Erkenntnisse präsentierten, ging es in die vorletzte Runde. Wir reflektierten unseren Alltag in den USA. Gastfamilie, Studentenwohnheim, College und Praktikum. Ein Punkt auf den ich gerne zurückblicke.

Ich weiß noch genau wie ich damals meine Platzierungsmail erhielt und ich am Boden zerstört war. Völlig fassungslos und besorgt über das, was bevorstand. Und nun saß ich 1 Jahr später hier und berichtete von Erfahrungen, auf die ich gerne zurückblicke. Ich hatte zwar keine Gastfamilie, aber eine Social Host Familie, bei der ich das schönste amerikanische Weihnachtsfest verbringen durfte. Schöner als ich es mir je erträumt hätte. Und das Studentenwohnheim, aus dem ich anfangs nur noch wegwollte? Es wurde zu meinem zu Hause. Die Menschen wurden Familie und auch das College, welches 4 Minuten Fußweg entfernt war und wir trotzdem jedes Mal zu spät zum Unterricht kamen, war eine wundervolle Erfahrung. Es war keine Universität mit 37.000 Stundent*innen, wie bei der University of Wisconsin-Madison, und auch Sportclubs gab es keine. Aber ich liebte es trotzdem. Meine Kurse, die Lehrer und viele Veranstaltungen, die von der Uni angeboten wurden. Und selbst bei der überschaubaren Größe verirrte ich mich trotzdem jedes Mal aufs Neue in den Gängen.

Meine Arbeit beim Cookie-Store war mit Abstand eine der besten Entscheidungen des Jahres. Jeden Tag verließ ich mit einem Strahlen auf dem Gesicht den Laden. Wir trällerten zur Taylor Swift Musik beim Cookies dekorieren, diskutierten über Politik, während wir auf Kund*innen warteten und schleppten kiloweise Cookie-Teig. Ich wurde von Store-Managerin zur Cookie-Dekorateurin befördert, öffnete allein den Laden und bin meinem Chef bis heute sehr dankbar, dass er mir solch ein Vertrauen entgegengebracht hatte.

Es war eine wunderschöne Zeit. Natürlich hatte auch ich Tiefpunkte und das nicht wenige. Aber alles in einem kann ich mit Überzeugung sagen, dass ich dieses Jahr immer und immer wieder antreten würde.

Und so glücklich wie ich irgendwie vor Ort war, desto schwieriger war das Ankommen wieder hier in Deutschland. Darüber sollte der letzte Teil unserer Reflektion handeln. Die Wiederankunft in Deutschland. Es war interessant zu sehen, wie sich die Meinungen spalteten. Während die einen nicht glücklicher sein konnten, wieder hier zu sein, brauchten andere eine Weile, bis sie sich ans neue alte Umfeld gewöhnen konnten.  Wir sprachen darüber, was uns geholfen hat, wieder in einen normalen Alltag zurückzufinden und es war schön zu wissen, dass man nicht allein war.

Und zurück im Seminarsaal gab es dann in großer Runde ein Stimmungsbild. Wer würde das Jahr wiederholen? Ich rannte selbstsicher auf die „Ja“ Seite und war überrascht, als ich sah, wie einige mir gegenüberstanden. Letztendlich glaube ich, dass dieses Auslandsjahr jeden von uns geprägt hat. Für die einen war es das schönste Jahr ihres Lebens, für die anderen das prägendste. Nicht jeder blickt glücklich auf die vergangene Zeit zurück, aber egal wie jeder einzelne von uns dieses Jahr empfunden hat, gibt es einige Dinge, die uns vereinen.

Den Mut gehabt zu haben, dieses Jahr anzutreten. Weit weg von zu Hause, ohne zu wissen, wo es hingeht, wo man arbeiten wird und welche Herausforderungen auf einen warten.

Durch das Kennenlernen anderer Kulturen haben wir nicht nur gelernt, Differenzen zu erkennen, sondern auch andere Meinungen und Werte zu akzeptieren. Toleranz bedeutet weltoffen zu sein und das wiederum fördert unser demokratisches Zusammenleben.

Wir haben gelernt, was es heißt, auf sich selbst gestellt zu sein. Am anderen Ende der Welt überlegt man sich zweimal, ob sich der Anruf nach Deutschland wirklich lohnt. In einem neuen, fremden Land sind wir das ein oder andere Mal an unsere Grenzen gestoßen. Aber auch daran sind wir gewachsen.

Ganz gleich, wie das Jahr für den Einzelnen von uns verlaufen ist, wir können stolz auf uns sein. Und dass wir dieses Jahr gemeistert haben, auch wenn es mal schwer wurde, sollte belohnt werden. Nach einer kurzen Podiumsdiskussion mit dem US State Department zum Verlauf des Jahres und möglichen Verbesserungsvorschlägen ging es nach einem schnellen Abendessen zum schönsten Teil des Wochenendes über: Die Zertifikats-Übergabe.

Wir versammelten uns um 20 Uhr im Seminarsaal. Wir waren festlich gekleidet. Eine Foto-Station war aufgebaut. Ein Moment, auf den ich seit meiner Rückkehr hin gefiebert hatte. Eine Belohnung dafür, dass wir es geschafft hatten. Unsere Namen wurden nacheinander aufgerufen, eine kleine Präsentation eingeblendet, die unser Jahr in Bildern widerspiegelte und mit dem State Department ein Foto geschossen, bevor die Zertifikate überreicht wurden. Ich wartete auf meinen Namen, während ich versuchte meine Aufmerksamkeit auf die PPPler*innen vor mir zu richten. Und dann war es so weit. Mein Name. Ich war so aufgeregt, dass ich glatt meine Präsentation an der Leinwand übersah. Ich hörte gerade noch wie berichtet wurde, dass ich meine Leidenschaft als Cookie-Dekorateurin gefunden hatte. Und so schnell wie ich meinen Namen gehört hatte, so schnell saß ich auch schon wieder. Ein unvergessliches Erlebnis. Und nachdem wir alle im Anschluss diesen Moment in endlosen Schnappschüssen festhielten, stand für den Rest des Abends ein Ritual an. Karaoke-Bar!

Wie schon in Washington D.C. beim Zwischenseminar und am letzten Tag vor unserer Abreise, mussten wir auch hier in Berlin gemeinsam feiern. Bis zum nächsten Morgen nahmen wir die Karaoke-Bar als 40.PPP ein. Am Ende lagen wir uns beim Lied „Griechischer Wein“ auf der Bühne in den Armen. Ich hätte mir keinen schöneren Abschluss vorstellen können.

Am nächsten Morgen wurde uns ein 30-minütiger Puffer gegeben und so klingelte uns der Wecker um kurz vor 9 Uhr aus dem Bett. Dann wurde sich noch schnell ein Brötchen zum Mitnehmen geschmiert und es ging ein letztes Mal zurück in den Seminarsaal. Wir hatten noch 2 ½ Stunden, die wir gemeinsam hier verbrachten. Ein letztes Mal in dieser Runde saßen wir zusammen und es machte mich kurz so richtig traurig. Ich konnte meine Stimme im Kopf zwar selbst nicht mehr ertragen, aber ich wollte nicht, dass es vorbei war. Doch es kehrte schnell Ruhe ein, als wir zum ersten Programmpunkt übergingen.

Juniorbotschafter*in nach dem PPP und mögliche Auslandsaufenthalte. Ehemalige PPPler*innen erzählten von ihrer Rückkehr, die schon etwas länger zurück liegt und wie das PPP sie auf ihrem beruflichen und persönlichen Werdegang beeinflusst hatte. Ich bekam direkt wieder einen Kloß im Hals, weil ich mich in einige Erfahrungen so gut hineinversetzen konnte. Und es gab mir so viel Hoffnung, zu sehen, wo sie heute alle standen. Nach diesem Jahr denkt man oft, das war es jetzt. Seit ich mich im Juni 2022 entschloss, mich auf das Auslandsjahr zu bewerben, hatte das PPP für die letzten 2 Jahre einen Großteil meines Lebens eingenommen. Die Bewerbung, das Auswahlgespräch, das lange Warten auf eine Antwort, die finale Zusage von meinem Abgeordneten, das Vorbereitungsseminar, die finale Ausreise und der letztendliche Aufenthalt in den USA. 2 Jahre, in denen das 40.PPP irgendwo auch mein Ankerpunkt war. Aber es ist nicht, wie ich vorerst dachte, das Ende. Die Reise beginnt erst jetzt, denn es gibt so viele Möglichkeiten sich weiterhin zu engagieren.

Der PPP-Alumni Verein ist ein gemeinnütziger Verein, welcher aus über mehr als 500 ehemaligen Teilnehmer*innen besteht. Eine Plattform, die das Ziel des transatlantischen Austauschs weiterverfolgt. Ich freue mich auf alles, was kommt und mich weiter engagieren zu dürfen. Anderen Menschen von meinen Erfahrungen zu berichten und vielleicht sogar den ein oder anderen dazu zu verleiten, sich bei dem PPP zu bewerben. Während im Bekanntenkreis irgendwann wahrscheinlich keiner mehr unsere USA-Geschichten hören möchte, ist der Alumni-Verein ein safe space. Wir wissen alle, wie es sich anfühlt und teilen die Begeisterung der USA. Ich bin so gespannt auf alles, was die Zukunft bereithält.

Und dann war es auch schon Zeit Abschied zu nehmen. Es war komisch, denn es stand in den Sternen, wann wir uns wiedersehen würden. In dieser Konstellation wahrscheinlich nie wieder. Der Gedanke kann furchteinflößend sein, aber das ist es nicht. Es war mir eine Ehre dieses Abenteuer mit dieser Gruppe zu bestreiten und ich werde dieses Jahr nie vergessen. Und als der erste PPPler durch die Tür ging, mussten bei uns auch einige Tränen fließen. Tränen der Dankbarkeit. Ich bin dankbar, dass ich so viele Herzensmenschen kennenlernen durfte.

Ich möchte mich bei jedem bedanken, der mein Leben in den USA verfolgt hat. Und wer weiß, vielleicht hören wir uns ja irgendwann mal wieder hier. Denn wie sagt man so schön? It’s not a goodbye, it’s a see ya later.

XOXO,

TJ