Eine Verfolgungsjagd durch Philadelphia, Karaoke in Washington D.C. und die chaotische Rückkehr nach Hause


07.07.2024 – 13.07.2024

Es war Montag, der 07.07.2024 – Der Roadtrip näherte sich langsam dem Ende. Kaum zu glauben, dass wir diese Woche noch in Deutschland ankommen würden. Es waren gemischte Gefühle, die sich am besten als ein Mix aus Angst, Sorge und ein wenig Vorfreude beschreiben ließen.Und es ist komisch, denn wenn man mal ehrlich ist, würde mich hier ja auch nichts mehr groß halten. Meine Freunde waren mittlerweile seit 2 Monaten wieder in ihren Heimatländern und auch das College war vorbei. Dennoch hielt ich so sehr an den guten Zeiten und Erinnerungen fest, dass ich nicht loslassen wollte. Es fühlte sich an, als würde ich gegen meinen Willen zurückkehren müssen. Ich wollte diesen Traum noch nicht aufgeben und je näher der Tag des Abflugs rückte, desto stärker wurde der Kloß in meinem Hals. Wir waren alle traurig gehen zu müssen, aber ich hatte große Probleme, mit meinen Gefühlen umzugehen. Aber gut: Schritt für Schritt. 

So ging der Roadtrip weiter. Und unser nächster Stopp war Assateague Island National Seashore, ca. 20 min südlich von Ocean City, Maryland. Zahlreiche Sandstrände, Küstenwälder und Salzwiesen waren dort zu entdecken. Und: Wildpferde. Bereits am Eingang des Nationalparks liefen die Pferde direkt am Auto vorbei. Wir schlossen die Fenster und beobachteten sie aus der Ferne. Wir fuhren zum Strand und gingen, wie uns im Empfangszentrum empfohlen wurde, auf die Suche nach Wildpferden. Doch anstelle der Pferde kamen ein Schwarm von Mücken auf uns zu, die wir 10 Minuten verzweifelt versuchten abzuwimmeln. Die etwas weniger erfolgreiche Suche schlossen wir somit ab und fuhren ein letztes Mal an den Strand. Denn am nächsten Morgen ginge es ins Landesinnere, bis wir am Donnerstag dann in Washington D.C. ankommen würden. Somit ging es ein letztes Mal ins Wasser und natürlich gab es wieder einen kleinen Döser in der Nachmittagssonne. Ich glaube, wir könnten langsam einen Weltrekord der längsten Strand-Mittagschläfer aufstellen. Nach 3 Stunden erwachten wir dann auch mal wieder und waren bereit für ein köstliches Abendmahl. Nudeln mit Tomatensoße.

Am Dienstag durchquerten wir 3 Staaten. Den Anfang machte Dover, Delaware. Eine süße Stadt mit einer französischen Bäckerei in Downtown, wo wir leckeres Gebäck kosteten. Dann ging es nach einem kurzen Rundgang zur Dover Motor Speedway, eine Motorsport-Rennstrecke. Monster Monument, das Maskottchen, ist die weltweit größte Glasfaser-Skulptur, die vor einem Stadion erbaut wurde. Im Anschluss ging es noch 2 Stunden weiter nördlich nach Trenton, der Hauptstadt von New Jersey. Eine Stadt, in der es traurigerweise nicht viel zu sehen gab. Vielleicht waren wir auch zur unpassenden Zeit dort. Denn  das Trenton State Capitol konnten wir nicht ohne Ticket besuchen, doch die Besuchszeiten waren schon vorbei. Somit fuhren wir für einen letzten Einkauf zu Walmart. Und das schönste? Es gab einen Starbucks-Shop! Der Mitarbeiter war leider weniger kompetent und wollt mir versehentlich ein Getränk mit Milch aushändigen, bis ich schließlich meine scheinbar korrekte Bestellung erhielt. Wenig später plagten mich jedoch Bauchschmerzen und ich bezweifelte stark, dass der Starbucks-Barista meine Bestellung wirklich korrekt serviert hatte.

Großstadt-Fieber! Am Donnerstag hieß es für uns: Philadelphia, Pennsylvania. Eine Stadt, die mich mit seinen Wolkenkratzern und den Parks mitten im Zentrum ein wenig an New York erinnerte, nur nicht ganz so hektisch. Wir starteten mit einer kleinen Stärkung auf dem Philadelphia Market. Ein Ort, an dem es alle Spezialitäten gibt, die das Herz begehrt. Sogar belegte Brötchen, die mit dem deutschen Sortiment gut mithalten konnten. Die Sonne brannte wieder einmal so stark auf der Haut, dass wir ins Shoppingcenter flüchteten. Dort entdeckten wir einen Laden, der viele kleine Nashville Souvenirs, Taylor Swift Merch und außergewöhnliche Kleider im Sortiment hatte. Ich hätte Stunden in diesem Laden verbringen können. Doch es ging es weiter zur Rocky Statur. Da wir dort mit dem Auto nicht halten konnten wechselten wir uns mit dem Fahren ab, während zwei zum Foto-Spot liefen. Dann standen wir an einer Ampel. Vor uns ein Eiswagen in Betrieb, der die Weiterfahrt bei Grün verhinderte. Ich hatte plötzlich so Lust auf Eis, doch da fuhr der Wagen schon weiter. Und so nahmen wir kurzerhand die Verfolgungsjagd mit dem Eiswagen auf und stoppten wenig später im Halteverbot. Ich drehte wieder die Runde um den Kreisel, bis ich die beiden Mädels mit 3 Eis in der Hand wieder abholte. Der Aufwand hatte sich ganz klar gelohnt.

Freitag. Baltimore, Maryland. Der letzte Stopp der Reise. Nach der letzten Nacht im Hotel gingen wir am nächsten Morgen das Auto bei einer Waschanlage aussaugen. Es war nicht zu übersehen, dass wir die letzten 4 Wochen am Strand einiges an Sand mitgeschleppt hatten. Dann fuhren wir zum Flughafen von Philadelphia, doch zurück ging es noch nicht. Wir wollten Souvenirs kaufen, die Suche blieb allerdings erfolglos. Als wir schließlich in die Stadt fuhren, wurden wir beim nahegelegenen Souvenirshop fündig. Wie sich später rausstellte, ein teurer Besuch. Wir hatten auf einem Parkplatz gehalten, der anscheinend keiner war und so wurde der 10-minütige Aufenthalt mit 80 Dollar bestraft. Wir ärgerten uns zwar, aber dadurch, dass wir die heutige Nacht kostenlos unterkamen, halb so schlimm. Weiter ging es nach Baltimore, wo wir netterweise bei einer Bekannten übernachten durften. Sie zeigte uns die Stadt, wir fuhren mit dem Bus zur gigantischen Bibliothek und anschließend noch zum John Hopkins University Campus. Letzteres sah aus wie aus einem amerikanischen Film.  Zum Abschluss des Tages gingen wir noch bei einem Fischlokal essen und sicherten uns die besten Plätze auf der Dachterrasse. Von dort genossen wir den wunderschönen Blick auf die Abendsonne, die sich im Wasser am Hafen spiegelte. Es war schön nochmal Englisch zu sprechen und irgendwie schade, wenn man sich bewusst macht, dass man dies in Deutschland so schnell nicht wieder tun wird. Und dann ging es auch schon zu Bett, denn der morgige Tag würde nochmal anstrengend werden.

Am nächsten Morgen hieß es früh aufstehen. Wir hatten einen straffen Zeitplan abzuarbeiten. Nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns und  schickten unsere Postkarten ab, welche wir seit einiger Zeit mit uns rumgeschleppt hatten. Aber wie sagt man so schön? Besser spät als nie. Wir fuhren weiter zum Target und es war komisch, in Ruhe durch die Gänge zu gehen. In Wisconsin war ich nach der Arbeit meist in Rekordzeit durchgerannt und erledigte meine Einkäufe, um den Bus nicht zu verpassen, der einmal die Stunde am Einkaufszentrum hielt. Ich liebte Target sehr und nahm mir manchmal doch Zeit, auch mal etwas zu stöbern. Wie ich den Laden beschreiben würde? Eine Mischung aus Edeka, Ikea, H&M und Rossmann. Danach ging es noch schön zum hauseigenen Starbucks. So lob ich mir das!

Und dann hieß es, final stop: Washington D.C.

Dort angekommen entluden wir das Auto. Ein Mitarbeiter machte netterweise noch ein Abschiedsfoto von uns und Cevapcici, wie wir unser Auto liebevoll getauft hatten. Dann fuhren wir eine halbe Stunde mit dem Uber zu unserem Hotel. Wir konnten zum Glück direkt einchecken und auch unsere Koffer, die wir aus der Ferne 2 Wochen vor dem Reisemonat hierhergeschickt hatten, waren zum Glück alle da. Mein großer Koffer war mittlerweile mit einer weiteren Rolle weniger ausgestattet. Nun hatte ich Schwierigkeiten, meine 3 Koffer in den Fahrstuhl zu frachten und wollte mir garnicht erst vorstellen, wie das ganze am Flughafen ablaufen würde. Auf dem Zimmer ging dann das große Umpack-Chaos los. Ich war zum Glück nicht ganz so gestresst, da ich ja bereits einen zweiten Koffer hatte. Mehrere Vakuum-beutel und einige Stressadern später waren wir endlich fertig mit dem Packen. Wir entspannten uns ein wenig und aßen zum letzten Mal unsere Nudeln mit Tomatensoße (den trauerte ich am wenigsten hinterher). Um 18 Uhr ging es dann los in eine Bar, wo wir deutsche Bretzeln aßen und Ping Pong spielten. Wenig später wechselten wir zur Freddy’s Karaoke Bar. Der gleiche Laden, den wir schon im Dezember zwei Nächte in Folge eingenommen hatten und bis zum Stimmverlust gesungen hatten, nur damit wir 10 Stunden später im Capitol unseren US-Abgeordneten gegenübersaßen. Diesmal mit weniger Stress am nächsten Morgen genossen wir den Abend und sangen ein letztes Mal miteinander. Ich ging jedoch um kurz nach Mitternacht wieder zum Hotel zurück, denn die ausgelassene Stimmung wie im Dezember konnte ich irgendwie nicht aufbringen und ging somit auch schnell schlafen.  

Am nächsten Morgen wurde bis um 10:50 Uhr geschlafen. Wir teilten uns zu viert das Zimmer und beim Wecker wurde direkt auf Schlummern gedrückt. Da wir erst um 12 Uhr auschecken mussten, blieb genügend Zeit sich in Ruhe fertig zu machen. Als wir das typisch amerikanische Frühstück sahen, entschließen wir uns kurzerhand dazu, in einen Smoothie-Bowl Laden zu gehen. Es regnete mal wieder und auch Washington D.C. nahm Abschied. Meine Stimmung war bei weitem besser als noch vor wenigen Stunden. Ich hatte mich, so schwer es mir auch viel, damit abgefunden nun gehen zu müssen. Ein großer Pluspunkt war, dass ich mit meinen Gefühlen nicht allein war und wir alle irgendwo etwas zurücklassen mussten. Von nun an gingen wir gemeinsam als 40.PPP den nächsten Schritt: Die Rückreise.

Wir teilten unsere Koffer-Ansammlung auf 2 Uber auf und erwischten direkt einen unfreundlichen Fahrer. Wo war die amerikanische Freundlichkeit geblieben, die ich aus Wisconsin gewohnt war? Nach 1 Stunde Fahrt hatten wir es dann auch endlich geschafft und kamen am Flughafen Washington Dulles an. Wir waren gut in der Zeit und hatten noch 3 Stunden bis zum Abflug. Bei der Gepäckaufgabe sah ich einige Gesichter zum ersten Mal wieder, seit wir uns im Dezember in Washington D.C. verabschiedet hatten. Und da wurde ich wieder sentimental und musste tief durchatmen. Es war so weit. Aber da bei mir keine Reise einwandfrei ablief, kam natürlich auch hier ein Problem auf. Das unsere Gepäckstücke als Gruppenbuchung von unserer Organisation vorgenommen wurden, konnte unser Flughafenschalter nicht einwandfrei lösen. Als wäre der Tag nicht schon aufwühlend genug, wurde mir mitgeteilt, dass auf meinen Namen versehentlich ein Übergepäck extra verbucht wurde. So stand ich mit einigen weiteren PPPler*innen  am Schalter und wartete auf mein Flugticket. Als dann eine weitere Person die Mitteilung bekam, dass für sie anscheinend kein Flug gebucht wurde, war das Desaster komplett. 2 Stunden später wurde mein defekter Koffer in Plastikfolie umwickelt und wir liefen endlich alle mit unseren Tickets in der Hand zum Gate – 40 min vor Abflug. Dort wartete schon der Rest der Gruppe auf uns. Ich behielt die Ruhe, als ich die nächste Hiobsbotschaft erhielt: mit wollte kein Sitzplatz zugeteilt werden. Doch dann klärte sich alles und es ging nach der vorerst letzten Starbucks-Erfrischung ins Flugzeug.

Lustigerweise saß ich neben der gleichen PPPlerin wie beim Hinflug und nach dem Abendessen wurde direkt geschlummert, um so bestenfalls dem Jetlag entgegenzuwirken. Es gab noch ein Problem: Durch den Stress am Gate, wurden meine Gepäckstücke nicht nach Hamburg durchgecheckt. Somit musste ich in Frankfurt den gesamten Check-in wiederholen. Na, das wird ja ein spannendes Wettrennen gegen die Zeit. 

8 Stunden später hieß es HELLO GERMANY!! Angekommen in Frankfurt lief ich zum Gepäckband und da sich meine Koffer Zeit ließen, verabschiedete ich mich in Ruhe von meinen Freunden und wir machten alle gemeinsam ein 40. PPP Abschiedsfoto. Der Cowboy-Hut durfte natürlich nicht fehlen. Als ich all meine Gepäckstücke dabei hatte lief ich mit Gepäckwagen in Windes Eile aus der Ankunftshalle hoch zum Abflugs-Bereich. Noch 25 Minuten bis zum Abflug. Und an dieser Stelle muss ich die Deutsche Lufthansa loben. Der Stress und die Verwirrung waren mir wohl im Gesicht anzusehen, sodass ich direkt zur Business-Class durchgelotst wurde. Mein Gepäckstück wurde aufgenommen und der Mitarbeiter versuchte noch das Gate zu erreichen. Wie ich schon vermutet hatte, war es leider zu spät. Ich wurde somit auf die Warteliste eines Fluges umgebucht, welcher 2 Stunden später starten würde. Somit traf ich 2 weitere PPPlerinnen am Gate wieder und betete, dass ein Passagier abspringen würde – den nur so war auch ein Platz für mich im Flieger garantiert. Die knapp 3 Stunden Wartezeit vergingen wie im Flug. Ich telefonierte mit meinen Eltern, lief zwischen Service Desk und Gate-Schalter hin und her bis ich am Ende noch 2 mal das Gate wechseln musste. Und das Universum meinte es gut mit mir. Ich scannte mein Ticket und die Türen öffneten sich. Ich konnte mitfliegen!!

Im Flieger war von Müdigkeit keine Spur. Adrenalin floss durch meine Adern und nachdem ich mir noch Internet im Flieger kaufte, konnte ich auch endlich zu Hause Bescheid geben: Hamburg, ich komme.

1 Stunde später. Angekommen in Hamburg. Ich wartete auf meine Gepäck, bis mir angezeigt wurde, dass meine Koffer im nächsten Flieger waren. Mein Handy-Akku gab den Geist auf und als ich mein mein Aufladekabel in den Händen realisierte ich, dass der US-amerikanische Adapter natürlich nicht mit der Deutschen Steckdose kompatibel war. Ich hatte keine Energie mehr und wartete weitere 1 ½ Stunden, bis ich endlich mit meinen Koffern zum Ausgang ging. Und dort warteten meine Familie und Freunde mit einem großen Plakat und einem Starbucks-Getränk auf mich. Nach 15 Stunden war ich wieder daheim. Ich freute mich, bekannte Gesichter, um mich zu haben. Und es fühlte sich an, als wäre keine Zeit vergangen.

Danke, dass du bis hierher gelesen hast. Und bis zum nächsten Blog-Eintrag, in dem ich das Jahr Revue passieren lasse und berichten werde, wie es mir 1 Monat zurück in Deutschland ergangen ist. Bis demnächst!

XOXO,

TJ