St. Paddy’s Day, Polizeibesuch und ein Traum in Milwaukee


11.03.2024 – 07.04.2024

Hey zusammen und willkommen zurück auf meinem Blog.

Spring-Break steht an! Sonnenstrahlen wärmen das Gesicht, Musik in der Strandbar nebenan und ein Tropical-Smoothie in der Hand. Träumen darf man. Nun gut, die Semesterferien verbrachte ich großenteils im Cookie-Store. Eigentlich wollte ich auch verreisen, aber irgendwie hatte ich niemanden gefunden, der Zeit hatte. Und allein zu verreisen, konnte ich mir noch schwer vorstellen. Da viele meiner Freunde hier mit ihren Programm-Teilnehmer*innen unterwegs waren, fiel die Entscheidung ob allein im Dorm zu sein oder doch lieber zur Arbeit zu gehen, nicht schwer. Ich durfte sogar Einblicke in die Logistik gewinnen, als ich meinem Chef beim Transport und Verfrachtung von insgesamt 3.000 Kilogramm Cookie-Teig half. Ich bin zwar glücklich das nicht jeden Tag machen zu müssen, aber es war eine gelungene Abwechslung im Arbeitsalltag.

Am Dienstag überraschte Wisconsin mit 20 Grad Celsius und da saß ich typisch Deutsch natürlich direkt auf der Terrasse und bereite eine Präsentation über non-verbale Kommunikation für den Psychologie-Unterricht der nächsten Woche vor. Mittwoch wurde wieder gearbeitet und ein Filmabend mit meinen Freunden hier veranstaltet. Das bedeutet wiederum wenig Schlaf, sodass ich am nächsten Morgen gerädert auf der Arbeit stand. Am Nachmittag ging es wieder zur Freiwilligenarbeit im Museum und Abends stand etwas ganz Besonderes auf dem Plan: Highschool Play! Gemeinsam mit einer Freundin ging es Abends zu einer Highschool und wir schauten uns gemeinsam das Theaterstück „Anastasia“ an, aufgeführt von der Theatergruppe der Oberstufe. Die Show war sensationell. Die Kleidung, der Gesang, das Schauspiel – ich war einfach begeistert. Früher wollte ich selbst immer bei einem Musical mitspielen, bei mir in der Schule kam dies jedoch aufgrund von Lehrkraft-Mangel nie zu Stande. Es war der letzte mögliche Tag die Aufführung zu sehen und ich war so glücklich, das erleben zu dürfen.

Am nächsten Mittag verließ ich nach 6 Stunden und 15 Cookie-Bestellungen, die ich in Rekordzeit dekorierte, die Arbeit. Solche Tage liebe ich, die ganze Zeit dekorieren und Gespräche mit meinen Kolleg*innen. Im Dorm angekommen packte ich schnell meine Sachen und wurde von einer anderen PPPlerin, die ebenfalls in Wisconsin platziert ist, abgeholt. Wir verbrachten das Wochenende anlässlich des St.Patrick’s Day bei anderen PPPler*innen in Chicago. Dabei mussten wir für mich noch einen Umweg fahren, da ich unbedingt noch bei Kwiktrip, einer amerikanischen Tankstellenkette, vorbeischauen wollte. Wenig später saß ich glücklich mit meinem Mocha Frappuchino im Auto und freute mich auf die bevorstehende Zeit. Abends schwangen wir das Tanzbein im Club und ich lernte einige der anderen Programm-Teilnehmer*innen zum ersten Mal richtig kennen. Mit 4 Stunden Schlaf ging es am nächsten Morgen um 8 Uhr in die Innenstadt um einen guten Platz zu ergattern. Der River wurde grün gefärbt und dieses Spektakel wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Zugegebenermaßen war sowohl der River als auch die Parade im Anschluss nicht so berauschend. Während ein Teil der Gruppe danach in eine Piano-Bar ging, schloss ich mich den anderen bei einem Stadtrundgang an. Vorher war ich nicht wirklich überzeugt von Chicago, aber dieses Mal war ich begeistert. Wir liefen durch Parks, den Hafen und das Stadtzentrum, wobei wir sogar einen Deutschen trafen, welcher die Green-Card bei der Lotterie gewonnen hatte. Die Welt ist klein. Als meine Füße irgendwann schmerzten, war ich froh, dass wir uns wieder auf den Rückweg machten und noch einen Stopp für ein schnelles Abendessen bei Burger King einlegten. Am nächsten Morgen gab es Frühstück mit weißen Bohnen, Toast und Rührei. Wir gönnten uns noch leckeren Apfel-Crumble und dann ging es nach dieser kurzen aber wunderschönen Zeit auch schon wieder nach Hause. 

In der nächsten Woche fand eine Talentshow bei uns am College statt, bei der ich als Freiwillige mit der Popcorn-Maschine und dem Verkauf von Rosen aushalf. Einige von uns traten mit Gitarre und Ukulele auf. Am Ende des Abends sangen wir zu 2 noch „Someone you loved“, was lustig und beschämend zugleich war.

Am Donnerstag wachte ich mit extremen Rückenschmerzen und Schwindel auf. Als ich dann noch meine Präsentation im Psychologie-Unterricht halten musste, war meine Stimmung direkt im Keller. Meine Freiwilligenarbeit, welche im Anschluss stattfand, sagte ich nach ewigem Hin- und Her überlegen dann auch ab. Es stresste mich sehr mit den Freiwilligenstunden. Auf der einen Seite möchte ich einfach schnell durch sein, auf der anderen Seite bin ich momentan jeden Tag so erschöpft, dass ich abends ungewöhnlich früh in einen Tiefschlaf falle. Somit verbrachte ich den Nachmittag dann mit meinen Freunden auf dem Sofa, erledigte meine Hausaufgaben und am Abend schauten wir einen Film.

Am Wochenende machte ich mich mit deutlich besserer Laune nach der Arbeit auf den Weg Richtung Downtown. Ich hatte zu Weihnachten von meinem Social host eine Wisconsin-Kette geschenkt bekommen, welche ich auf dem Puerto-Rico Trip verloren hatte. Um meiner Traurigkeit ein Ende zu setzen, suchte ich den Laden und kaufte sie mir erneut. Als ich dann noch einen Matcha Starbucks frappuccino umsonst bekam, machte ich mich mit einer neuen Kette und 2 Matcha Getränken glücklich auf den Rückweg. Abends bereitete ich dann Deutschen Kartoffelsalat für die internationals vor und wir spielten gemeinsam Uno (diesmal mit den richtigen Regeln). Im Anschluss gabs noch einen Thriller, wobei ich es bis heute bereue, mir diesen überhaupt angeschaut zu haben.

Nachdem ich den Sonntag als Ruhetag nutzte, verbrachte ich den Montagabend nach der Arbeit mit der Vorbereitung einer weiteren Gruppenpräsentation. Im Anschluss ging es wieder zu Urgent Care, da meine Armschmerzen mich noch immer sehr beeinträchtigten. Ich erhielt ein verschreibungspflichtigen Muskelentspannungs-Medikament, welches ich am nächsten Tag im Supermarkt abholen konnte. Dann ging ich noch zur Massage hier am College, welche sehr günstig angeboten wird, da hier auch Masseur*innen ausgebildet werden und sich somit noch in der Lehre befinden. Nachdem ich dann zusätzlich das Medikament mehrere Tage hintereinander genommen hatte und durchgehend müde war, wurden die Schmerzen endlich nach 2.5 Monaten weniger. Eine sehr große Erleichterung für mich. Das zeigt mir mal wieder, dass wir unsere Gesundheit schätzen sollten.

Am Donnerstag fand wieder ein Movie-Quiz statt, bei dem die ersten 3 Plätze jeweils Gutscheine und Wellness-Pakete gewinnen konnten. Nachdem ich mich in den ersten 15 Runden selbstsicher auf dem ersten Platz halten konnte, nahm meine Leistung kontinuierlich ab, sodass ich am Ende keinen Hauptgewinn mit nach Hause nehmen konnte. Naja, Spaß hatte ich trotzdem und kostenlose Snacks gab es auch. Am Abend konnte ich mir mit einer Freundin das gerade neu gekaufte Auto eines Freundes ausleihen. Wir genossen die kurze Freiheit und fuhren zum Thrift-Store hier in der Nähe. Diese Läden sind hier in den USA sehr beliebt und bieten neben sehr günstiger, hochwertiger Kleidung und Schuhen auch Snacks, Schmuck und Möbel an. Im Anschluss stoppten wir bei Chick-Fill-A, einer Fastfood-Kette, wo ich dem Vegetarier Sein für 10 Minuten den Rücken zudrehte und den Burger probierte. War ganz okay, aber jetzt keine große Geschmacksexplosion. Dann fuhren wir noch durch die Nachbarschaft und schauten uns einige Gegenden an, die wir mit dem Bus nicht erkunden können. Nach einiger Zeit verfolgte uns plötzlich ein Polizeiauto mit Blaulicht. Etwas nervös fuhr ich rechts ran und verinnerlichte die Regeln hier in den USA. Der junge Polizist kam zu uns, da unser Auto noch kein Nummernschild hatte. Es war ganz entspannt. Als ich ihm dann meinen amerikanischen Führerschein zeigte, verschwand er für die nächsten 10 Minuten in seinem Auto. Dann erzählte er mir, dass mein Führerschein anscheinend nicht gültig sei (er kannte sich wohl nicht mit dem internationalen Recht aus) und ich hinterfragte dies interessenshalber. Nach 10 Minuten einigten wir uns dann darauf, dass wir einfach auf dem direkten Weg nach Hause fahren. Well, Polizeikontakt? Check!

Am Wochenende traf ich mich nach Wochen wieder mit meinem social host bei einem Mexikaner in der Innenstadt. Es war ein schöner Nachmittag, ich verbringe sehr gerne Zeit mit ihr. Im Anschluss gingen wir noch in einen Coffee-Shop und ich holte mir wieder meinen Lieblings-Matcha-Tee. Am Abend gingen meine Freunde und ich zum ersten Mal rollerskaten. Mit Musik und einer beleuchteten Bühne drehten wir unsere Runden. Es machte unglaublich viel Spaß und auf Wunsch wurde sogar einmal Taylor Swift gespielt. Am Sonntag nutzten wir das gute Wetter für einen ausgiebigen Spaziergang inklusive Stopps bei Kwik-Trip für Mocca- Frappuccino und Bretzel. Da hatte ich meine Freunde zum Glück schon von überzeugt. Dann schauten wir uns zum Abschluss des Tages noch den Sonnenuntergang vom Truck-Gelände unseres Campus an.

Die erste April Woche überraschte uns dann ganz nach dem Motto „der April macht, was er will“ mit einem Schneesturm. Auch wenn ich mich lieber im Bett eingerollt hätte, ging es morgens um 8:30 Uhr zur Bücherhalle auf der anderen Seite der Stadt zur Freiwilligenarbeit. Am Nachmittag ging es weiter zur Freiwilligenarbeit zum Afterschool camp im Museum. Ein kleiner Junge nahm auf der Treppe sogar meine Hand und erinnerte sich an meinen Namen – ein kleiner herzwärmender Moment. Die Woche verging mit College-Kursen, Hausaufgaben und Arbeit. Auf der Arbeit erwähnte meine Kollegin plötzlich, dass meine Zeit hier bald vorbei sein würde und sie mich sehr vermissen wird. Ach, da habe ich direkt einen Kloß im Hals bekommen. Auf der einen Seite ist es wunderschön zu wissen, dass man hier auch vermisst wird und irgendwie auch in positiver Erinnerung bleiben wird. Auf der anderen Seite erinnert es mich nur noch mehr daran, dass ich das hier bald aufgeben muss. Es soll nicht so rüberkommen, als würde ich nicht dankbar für mein Leben in Deutschland sein, aber diese Zeit hier ist einmalig. Ich werde nie wieder hier in diesem Studentenwohnheim leben, mit diesen wundervollen Menschen an meiner Seite.

Es gab aber auch Tage, da habe ich mich „wie in einem Käfig“ gefühlt. Ohne Auto beschränkt sich das Erkunden von Wisconsin doch nur auf dieses kleine Städtchen. Und wenn man dann doch mal weiter weg möchte, reichen die finanziellen Mittel für ein Mietwagen oftmals nicht aus. Im Wohnheim wird es auch mal nach der Nachtruhe am Wochenende lauter. Und wenn ich dann Samstag früh arbeiten muss, zerrt das teilweise schon an den Nerven. Unordentliche Mitbewohner*innen und Essensreste von vor 1 Woche, die sich in der Küche stauen. Es ist nicht immer alles rosa-rot und man findet auch nicht immer, wie es in den amerikanischen College-Filmen dargestellt wird, in seinen Roommates die Freunde fürs Leben. Aber das ist auch in Ordnung. Solche Zeiten gibt es nun mal. Aber wenn ich jetzt auf die vergangene Zeit zurückblicke, muss ich lächeln. Es war schön, unbeschreiblich schön. Schön, weil ich schöne und herausfordernde Zeiten hier gemeistert habe. Die internationals sind hier teils zu meinen engsten Freunden geworden. Und ich bin so dankbar, dass sich unsere Wege gekreuzt haben.

Am Samstag hatte ich das erste Mal seit Monaten frei und wir Mädels verbrachten den Morgen mit Frühstück und einem Film-Marathon auf dem Sofa. Am Nachmittag gingen wir dann aufgrund Empfehlung unseres Lehrers in einem Lokal in der Nähe Burger essen. Der Laden befand sich in einem angrenzenden Stadtbezirk, wo ich noch nie zuvor war. Es war wunderschönes Wetter und als wir dann mit dem Bus durch die Stadt fuhren, nahm ich mir vor ganz bestimmt wiederzukommen und in Ruhe durch die Stadt zu schlendern. Denn die Läden machen hier samstags meist schon um 16 Uhr zu. Auf dem Rückweg sprachen wir darüber, dass wir gerne noch ein Basketball-Spiel sehen wollen würden. Gesagt getan.

Zurück im Dorm buchten wir die Tickets und standen am nächsten Morgen um 10 Uhr bei der Autovermietung am Flughafen. Nach einigem Hin und Her bei der Autovermietung saßen wir im Auto und fuhren zum Highcliff State Park, direkt am Lake Winnebago und schauten uns die Stadt und den Lake von einer Aussichtsplattform aus an. Im Anschluss fuhren wir nach Fond du Lac, liefen bei strömenden Regen durch die Stadt, bis wir beim Leuchtturm am Wasser ankamen. Mit dem grauen Wetter habe ich mich direkt wie in Washington gefühlt. Den Staat würde ich auch noch sehr gerne besuchen wollen. Im Anschluss ging es dann nach Milwaukee zum Basketball-Spiel Milwaukee Bucks vs. New York Knicks. Mit zwei Butter-Bretzeln ging es in die große Area. Wir hatten die besten Plätze für $16 ergattert. Es war ein wundervolles Erlebnis. Ein Basketballspiel ist in 4 Viertel, welches bei der NBA jeweils 12 Minuten dauert, unterteilt. In den Pausen gab es immer verschiedene Aktivitäten fürs Entertainment. Tanzgruppen, Publikum-Quiz und Gewinnspiele. Es gab eine Menge Abwechslung. Die New York Knicks besiegten die Milwaukee Bucks und das Spiel ging zu Ende. Im Anschluss fuhren wir wieder zurück – mit einer kleinen Karaoke-Session im Gepäck.

Und so sind wieder 4 Wochen vorbei und der Frühling steht vor der Tür. Ich bin gespannt, was die nächste Zeit für mich bereithält.

XOXO,

TJ