Halftime – Zwischenseminar in Washington D.C.


08.01.2024 – 14.01.2024

In Washington D.C. fand unser Zwischenseminar mit allen PPPler*innen statt. Zwischenseminar? Ich denke es immer wieder, aber es ist wirklich erstaunlich, wie die Zeit hier vergeht. Angekommen in Washington D.C. erwartete uns ein durchgetaktetes 2-Tages Programm. Ich war erschöpft und wollte nur noch etwas essen. Auch war es das erste Mal, dass ich eine Freundin wiedergesehen hatte. Es waren zwar „nur“ zwei Monate, fühlte sich aber eine Ewigkeit an. Wir tauschten unsere Zimmernachbarn und hatten uns eine Menge zu erzählen. Doch alt wurden wir an dem Abend nicht, denn der nächste Wecker ging um 7 Uhr in der Früh. Am Dienstag wurden wir anlässlich des 40. Jubiläums des PPP-Programms von der deutschen Botschaft in Washington D.C. zum Mittagessen eingeladen. Doch vorher wurden wir noch in Gruppen geteilt und spielten eine Diplomatik-Simulation zum Thema Flüchtlingskrise durch, bei dem wir gemeinsam eine Lösung finden mussten. Nachdem dann Fotos gemacht wurden gab es noch eine Fragerunde mit dem deutschen Botschafter Andreas Michaelis und der stellvertretenden Außenministerin für cultural affairs.

Beim Lunch erwartete uns ein großes Buffett, inklusive Geburtstagskuchen für das Parlamentarische-Patenschafts Programm. Da der Tag von starken Regenfällen geprägt war, so viel habe ich in meinem Leben wahrscheinlich noch nicht erlebt, liefen wir alle in Plastik-Regenmäntel herum, darunter unsere formelle Kleidung. So einen Anblick hat man auch nicht alle Tage. Im Anschluss ging es aufgrund des Wetters in das National Museum of African American history and Culture. Unter normalen Umständen gehe ich sehr gerne ins Museum, aber die letzte Nacht mit definitiv zu wenig Schlaf und die letzten Stunden zehrten an meiner Auffassungsgabe. Ich nahm mir vor, im Juli vorm Abflug nochmal einen Halt in Washington D.C. einzuplanen und mit etwas mehr Energie durch die Museen zu schlendern. Aber weiter im Tagesverlauf. Wir besuchten noch gemeinsam im strömenden Regen das White House. Nur von außen, hinter Gittern. Es wäre sonst auch zu schön gewesen.

Nach einem Restaurantbesuch, bei dem wir alle zusammensaßen und meine Freunde und ich uns einen Strawberry-Mocktails (teuer, aber leider zu köstlich) gegönnt hatten, ging es endlich zurück ins Hotel. Kurz in gemütliche Kleidung gewechselt, wurde sich wieder in der Lobby getroffen. Wir erhielten alle individuelle Tagespläne für den nächsten Tag. Es sollte das Highlight unserer Washington D.C. Reise sein: Das Treffen von Senatoren oder Repräsentanten unserer Staaten, sprich bei mir Wisconsin. Ich hatte nur ein Treffen mit meinen Repräsentanten am nächsten Morgen, sodass ich mir nicht wirklich sorgen um meinen Schlaf machte. Wir hatten andere Pläne: Karaokebar! Mit ca. 30 PPPler*innen stürmten wir die Bar und es war einer der schönsten Abende, die ich hier in den USA bisher hatte. Meine Freunde und ich performten natürlich auch auf der Bühne. Nach vielen schiefen Tönen und bestimmt 5 Litern Wasser fiel ich glücklich ins Bett.

Am nächsten Morgen ging es für uns alle zum Capitol Hill. Da mein einziges Meeting erst um 13 Uhr startete hatte ich genügend Zeit den Ort zu erkunden. Eine Tour durchs Capitol war das Highlight. Wie man es sonst nur aus Filmen kennt, ist es ein wirklich beeindruckendes Gebäude. Wir besuchten noch die Library und den botanischen Garten. Bei letzterem bin ich im Blazer halb geschmolzen und mir ist mal wieder klar geworden, dass ich wirklich garkeinen Plan von Pflanzen habe. Aber die Orchideen konnte ich glücklicherweise doch noch zuordnen. Und meine geliebten Palmen habe ich auch gesehen. Nachmittags fand mein Gespräch mit dem Staff-member vom Repräsentanten statt. Ich hatte vorher etwas Angst, vor Aufregung wieder mit den Zähnen zu klappern (wie beim Auswahltag in Berlin), aber es war super entspannt. Das lag aber vielleicht auch daran, dass ich innerlich wusste, dass dieses Gespräch während meines Auslandsjahres stattfand und nicht meinen weiteren Werdegang bestimmen würde. Aber es war ein sehr entspanntes Gespräch, wir sprachen über unsere Erlebnisse in den USA und stellten unser Programm vor.

Abends ging es dann gemeinsam Bowlen. Ein großes Buffet mit Pizza und Gemüse wurde uns zur Verfügung gestellt. Ich bin mir nicht sicher, ob es an meinem Hunger lag, aber das war mit Abstand einer der besten Pizzen, die ich bisher gegessen habe. In beiden Runden bowlen belegte ich, wie immer schon, eine der letzten Plätze. Aber es machte eine Menge Spaß. Der Abend war noch jung und so entschied ich mich, trotz 3 Stunden Schlaf der vorherigen Nacht, mich dem erneuten Karaoke-Abend anzuschließen. Eine der besten Entscheidungen. Es war ein wunderschöner Abend, wir sangen alle gemeinsam „griechischer Wein“, wir wurden vom DJ und Barkeeper gefeiert und kamen unserer Rolle als Juniorbotschafter*innen gut nach, als wir von unserem Programm erzählten. Danach hieß es Abschied nehmen. Wir flogen am nächsten Morgen alle zu unterschiedlichen Zeiten zurück zu unseren Platzierungsorten. Diese 2 Wochen waren so bereichernd für mich und haben mir echt geholfen, aus dem bevorstehendem Winterloch herauszukommen. Einerseits wollte ich nicht, dass dieser Trip endet, anderseits freute ich mich bereits auf einige Tage Ruhe und Erholung. Auch die Arbeit ließ nicht auf sich warten. Angekommen im Dorm begrüßte mich wieder eine Küche mit Geschirr auf allen Theken und der Müll fing mal wieder an sich zu stapeln. Herrlich!! Ich muss direkt noch ein WG-Meeting einberufen, weil ich wohl die Einzige bin, die es stört.

Zurück in Wisconsin kam ich komplett heiser zur Arbeit und klärte erstmal auf, dass es sich dabei nicht um eine Erkältung handelte, sondern definitiv viele Stunden in einer Karaokebar der Grund dafür seien. Ich kann immer nur betonen, wie entspannt mein Chef doch ist. Er liebt es, wenn ich von meinen Reisen berichte. Im September hatte ich noch gedacht, ich schau nach einem weiteren Job um. Doch ich merkte, dass ich dieses Vorhaben immer verschoben habe, denn innerlich wollte ich gar keinen Zweitjob. Mein Cookie-Team und die flexiblen Arbeitszeiten zeigten mir die Vorteile der Arbeit an. Und mittlerweile sind auch die Aufgaben sehr abwechslungsreich. Wie ich jetzt eigentlich immer zur Arbeit komme? Mit dem Bus und wenn der nicht kommt im besten Fall mein Fahrrad, sonst muss ich halt ein Uber buchen.

Am Samstag begann hier mittags der große Schneesturm, sodass ich morgens im Tiefschnee auf den Bus wartete. Und wartete. Und wartete. Der kalte Wind peitschte mir ins Gesicht. Mit Sneakern raus zu gehen war wahrscheinlich auch nicht die beste Idee. Meine Beine wurden zum Eisblock. Uber und Lyft, dauerten jeweils ungefähr knapp 1 Stunde, um bei mir anzukommen. Zurück im Dorm erklärte ich meinem Chef am Telefon die Situation, er war glücklicherweise sehr entspannt. Ich wollte gerade ins Zimmer zurück, als ich einen Freund traf, der mich zum Glück zur Arbeit fuhr. Erstaunlicherweise kamen einige Mall-Besucher und kauften Cookies. Ich war damit beschäftigt Cookie-Teige auszurollen und schonmal für einen weiteren wichtigen Tag hier in den USA zuzubereiten. Valentinstag! Die nächsten Tage werden hier die meisten Geschäfte aufgrund des Wetters geschlossen, außer natürlich der Cookie-Laden. Ich nutzte die freie Zeit nach der Arbeit, und holte einiges an Schlaf nach.

Der Dezember war verrückt. Angefangen in Texas, mit gutem Wetter und dem Meer vor der Nase, zurück nach Wisconsin ins Winterloch bis hin zu meinem 2-wöchigem Roadtrip, der zeitlich nicht besser hätte passen können. Ich bin super dankbar, dass hier alles erleben zu dürfen. Anlässlich des neuen Jahres gehört natürlich auch etwas Selbst-Reflexion dazu. 2023 ist mein größter Traum in Erfüllung gegangen. So viel Dankbarkeit wie ich in den letzten Monaten erfahren durfte, zeigt mir immer aufs neue, dass die USA die beste Entscheidung für mich waren. Ich habe bereits so unglaublich herzliche Menschen kennengelernt und lerne jeden Tag erneut, wie schön das Leben doch ist, wenn man die richtigen Menschen um einen hat. Nicht zu versuchen Menschen zu verändern, sondern sie mit ihren Ecken und Kanten zu akzeptieren. Das Leben mit all seinen Ups and Downs hinzunehmen und all noch so kleinen Herausforderungen zu wachsen. Und ein für mich noch immer großer Part: im hier und jetzt leben. Mir nicht zu viele Gedanken über die Zukunft zu machen. Das hat erstaunlicherweise im letzten Monat sehr gut funktioniert. Es ist ein immer bestehender Lernprozess. Und da ich ein großer Verfechter von positive affirmations bin, hier noch ein Foto von dem Poster, zu dem ich jeden Tag aufwache.

Be kind to yourself.

Bis zum nächsten Lebensupdate!!

XOXO,

TJ