Green Bay Packers, das Problem mit dem Koffer und spontane Einfälle  


22.04.2024 – 30.04.2024

Hallo zusammen und willkommen zurück auf meinem Blog.

Das ich diesen Post noch verfassen würde, habe ich teils selbst nicht mehr geglaubt. Jedoch war ich schon immer ein Befürworter davon, Dinge zu Ende zu bringen – vor allem dann, wenn man es doch eigentlich aus Leidenschaft tut. So auch diesen Blog. Ich habe über die Zeit immer wieder Notizen angefertigt, die ich jetzt hier ausführlich und in separaten Abschnitten mit euch teilen werde. Also, viel Spaß beim Lesen!

Wo sind wir auf dem Zeitstrahl stehengeblieben? Richtig, Ende April. Ein Großteil meiner Freundesgruppe befand sich gemeinsam mit unserem DECA-Club bis einschließlich Mittwoch in Texas, um unser College bei der international competition of DECA, zu vertreten. Somit verlief der Rest des Wochenendes für meine Verhältnisse eher ruhig. Nachdem ich dann meine 100 Stunden Freiwilligenarbeit beisammen hatte und innerlich einen Freudentanz aufführte, klingelte mich mein Wecker Montag um 6 Uhr morgens aus dem Bett. Die Cookies backten sich schließlich nicht von selbst. Das mein Chef mir regelmäßig die ersten 5 Stunden der Frühschicht als alleinige Verantwortung übertrug, macht mich ein klein wenig stolz. Anfangs sehr überfordert, kannte ich mittlerweile die Abläufe und ging selbstsicher an die Arbeit. Nachmittags arbeitete ich etwas vor und erstellte eine Präsentation für den Psychologie-Unterricht, welche ich in 2 Wochen halten würde. Und damit war das Semester auch bald vorbei. Ein komisches Gefühl in der Magengrube breitet sich aus, wenn ich darüber nachdenke. Doch viel Zeit zum Grübeln war nicht, denn ich musste mich auch noch auf einen weiteren Vortrag vorbereiten.

Am nächsten Morgen ging es um 9 Uhr in der Früh aber erst mal zum Arzt. Die Armschmerzen der vergangenen Monate wollte ich doch überprüfen lassen. Nachdem mich ein Uber ans andere Ende der Stadt gebracht hatte und ich beim Neurologen vorsprechen konnte, wurde ich für einen MRT-Termin angemeldet. Wann ich die Rückmeldung dafür bekommen würde, stand zwar noch in den Sternen, aber es war immerhin schonmal ein kleiner Fortschritt. Wenig später hielt ich dann zurück am College einen weiteren Vortrag über mein PPP-Jahr. Es waren bestimmt 40 Augenpaare auf mich gerichtet. Mir schlug das Herz mal wieder bis zum Hals. Aber ich wusste innerlich, dass ich gut vorbereitet war. Und es war ein voller Erfolg. Einige Interessenten kamen im Anschluss auf mich zu, was mich sehr glücklich machte.

Mein Mittwoch verlief etwas anders als gewohnt. Ich musste nicht arbeiten und konnte somit ausschlafen. Da könnte ich mich glatt dran gewöhnen. Bevor ich mich auf dem Weg zur American English Class machte, hielt ich noch einen weiteren CBYX/PPP-Vortrag in einer Klasse. Von Aufregung war dieses Mal nichts zu spüren und so ging ich anschließend glücklich zu meinem Kurs. Heute war nationaler Brezel-Tag in den USA und wir stürmten runter zum student life office, wo wir verschiedene Sorten probieren konnten. Meine Vorfreude auf Laugenbrezeln wich einem leichten Entsetzen, als ich die kleinen Snack-Brezeln sah. Welcome to the United States, wo Snack-Brezeln mit Laugenbrezeln gleichgesetzt werden. Naja, geschmeckt habe sie trotzdem. Und Nachschlag gab es natürlich auch. Als wäre das nicht schon genug, brachte unser Lehrer Brian noch „deutschen“ Marzipan-Stollen mit. Lecker! Mit unserem Weihnachtsstollen hatte der Geschmack zwar wenig zu tun, um seine Illusion nicht zu zerstören, behielt ich das aber lieber für mich.

Die Tage vergingen und der Frühling kam so langsam in Wisconsin an. Das wir vor 3 Wochen noch den größten Wintersturm hatten, war gar nicht mehr vorstellbar. In T-Shirt ging es raus in die Sonne und 12 Grad fühlten sich doch tatsächlich wie 30 an. Als mein Chef letzten Sommer zu mir meinte, mein Kältegefühl würde sich nach dem Winter drastisch ändern, hatte ich noch mit dem Kopf geschüttelt. Und hier lag ich nun auf dem Rasen vor dem Studentenwohnheim und feierte den Sommerbeginn.

Nachdem meine Freunde aus Texas wiederkamen, wurde auch Sport wieder in den Alltag integriert. Wir gingen regelmäßig gemeinsam ins Studio und schlossen die Einheit mit einer Runde Yoga ab. Am Freitag kam ich dann gut gelaunt von der Arbeit und schaute beim Nachbar-Apartment vorbei, um mit etwas Glück einen Smoothie abstauben zu können. Ich kam ins Zimmer und sah, wie die ersten Koffer gepackt wurden. Komplett überrumpelt stand ich da und starrte auf die fertig gepackten Koffer im Wohnzimmer. Und dann kullerte Träne für Träne. Und das 45 Minuten lang. Ich war von meinem Emotionsausbruch selbst erschrocken. Meine Aussage von letztem Jahr im August „ich weine nicht vor anderen Menschen“ welche ich stolz wie ein Plakat vor mir hergetragen hatte, musste ich nun ganz offen revidieren. Als ich vor lauter Weinen schon geschwollene Augen hatte und gefühlt keine Luft mehr bekam, konnten wir nicht anders als zu lachen. Der Gedanke des Abschieds verfolgte mich schon länger, aber nun die Koffer zu sehen, löste bei mir ein ganz komisches Gefühl aus. Aber hey, wir schauten dafür im Anschluss den Film „puppylove“ und bei den kleinen Hundewelpen war an schlechte Stimmung gar nicht mehr zu denken. Einen Smoothie gab es dann auch noch. Mission erfüllt!

Das folgende Wochenende stand ein seltenes Ereignis an: ich hatte frei!! Samstag keinen Wecker zu hören war ungewohnt. Aber daran könnte ich mich gewöhnen. Nachdem der Tag entspannt gemeinsam mit meinen Freunden auf der Couch verbracht wurde, ging es am Sonntag auf eine Stadium Tour der Packers, das einzige non-profit NFL Team in den Vereinigten Staaten. Wir fuhren nach Green Bay, eine Stadt etwa 30 min entfernt. Doch vorher ging es noch ins Denny’s. Lust auf die besten american strawberry french toasts? Dann bist du in diesem Diner auf jeden Fall richtig. Und um nicht durch die Klimaanlage, die uns auf höchster Stufe begrüßte, am nächsten Morgen mit Halsschmerzen aufzuwachen, waren wir mit dicken Wollpullis bewappnet.

Und dann ging es ins Stadion. Wir erhielten eine Tour durch das gesamte Stadion und durften sogar sehen, wo Taylor Swift nur 4 Monate zuvor Trevis Kelce beim American Football anfeuerte. Nach dem kleinen Fan-Moment sind wir noch raus auf die Spielfläche, riefen alle gemeinsam „1, 2, 3 Go Packers Go!“ und ließen die leere Stadion-Atmosphäre auf uns wirken. Den Abend verbrachten wir typisch amerikanisch im „Cabela’s“, einem Outdoorstore, der eine große Bandbreite an Equipment anbietet. Jagd-Ausrüstung, Waffen, Angel-Zubehör, Outdoorkleidung und einige fragwürdige Poster, die ich mir wahrscheinlich eher nicht an die Tür hängen würde. Und dann ging es auch schon wieder zurück, denn die Arbeit rief wieder. 

Nach der Arbeit ging es Montag dann zu einem Smoothie-Laden, der direkt neben der Mall liegt, bei dem ich aber noch nie war. Ganz klassisch mit Plastikbechern und Plastikbesteck wurde mir die Smoothie-Bowl dann serviert. Lecker, aber in Sachen Umwelt haben die USA definitiv noch eine Menge zu lernen. Und dann hatte ich noch Post im Briefkasten. Meine Robe und der Hut für die Graduierung waren angekommen. Denn in weniger als 3 Wochen würden wir graduieren. Der Gedanke war noch so realitätsfern und machte mich direkt sentimental. Aber es ist alles eine Frage der Perspektive. Zeitgleich freute mich sehr, denn es war schon immer einer meiner größten Träume wie in amerikanischen Filmen in Robe die Bühne entlangzulaufen und den Hut in die Luft zu werfen.

Am Dienstagmorgen lebte ich das typische Studentenleben und ging mit einer Freundin in ein Café in der Nähe. Ich genoss es sehr, auch nach so vielen Monaten noch neue Orte zu entdecken. Am Nachmittag veranstaltete unser Studentenwohnheim wieder ein Tie-Dye Event. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen uns staubte dabei direkt 3 T-Shirts ab, welche ich anschließend bei Sonnenschein auf der Terrasse bedruckte. Meinen Plan, danach Blogposts zu schreiben, strich ich schnell von meiner Liste. Denn wir gingen alle gemeinsam ganz spontan zum Baseball. Wir hatten Karten für jeweils $3 ergattern können. Und das liebe ich so am Studentenwohnheim. Für die einen mag es zu viel Trubel sein. Aber ich liebe es. Du siehst jeden Tag deine Freunde, egal ob auf den Fluren, im Unterricht oder ganz spontan bei Baseball-Spielen. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich in dieser Wohnkonstellation mal so wohl fühlen würde.

Das war es mit diesem Blogeintrag. Danke dass du bis hierhin gelesen hast. Du möchtest wissen wie es im Mai weiterging? Dann schau gerne bei meinen Post „Ein Ausflug zur Amish Community, Highschool Spirit und deutscher Besuch“ vorbei!

XOXO,

TJ