Ein Ausflug zur Amish Community, Highschool Spirit und deutscher Besuch 


01.05.2024 – 04.05.2024

Jeder von uns hat so einige besonders schöne Momente, an die wir uns in unserem Auslandsjahr zurückerinnern. Und Mittwoch, der 01.05.2024 ist einer meiner liebsten Erinnerungen. Mein Auslandsaufenthalt kann man sich wie ein Puzzle vorstellen. Viele kleine Träume die zusammen mein USA Jahr darstellen. Und eines dieser Puzzle-Teile war die High-School. Ich hatte versucht dort Freiwilligenarbeit zu leisten. Doch die Bürokratie verzögerte den Prozess, sodass dies leider nicht mehr möglich war. Umso mehr freute ich mich auf diesen Tag. In Absprache mit meinem Student Koordinator durften 2 internationals und ich jeweils einen Vortrag über uns und unser Heimatland halten. Die Lehrerin war begeistert, ich durfte die Schülervertretung und eine deutsche Austauschschülerin kennenlernen und spürte eine tiefe Dankbarkeit dafür, dass ich das alles erleben durfte.Als wir dann noch eine Führung durch die Schule bekamen, merkte ich wie ich die Tränen zurückhalten musste. Durch die Gänge einer amerikanischen High-School zu laufen und einen Vortrag vor über 20 Highschool-Kids halten zu dürfen, war ein sehr schönes, unvergessliches Ereignis für mich. 

Wir fuhren wieder zurück zum Dorm und ich hatte eine kurze Verschnaufpause, bevor es direkt weiterging. Unsere American English Language & Culture Class fand diese Woche nicht im Klassenzimmer statt. Gemeinsam mit unserem Lehrer und seiner Frau, die ebenfalls Lehrerin an unserem College war, fuhren wir gemeinsam in die Nähe von Green Bay und besuchten eine Amish Familie. Ein besonderes und einzigartiges Erlebnis, was ich so leicht nicht wieder vergessen werde. Die Familie kannte meinen Lehrer und somit waren wir eingeladen, mit ihr zu Mittag zu essen. Es gab traditionell Fleisch, Fisch,  Kartoffelmus, Salat und ganz viel Dessert. Ich glaube danach, hätten wir alle rausrollen können. Aber das Essen war einfach himmlisch. Da Amish Leute ursprünglich aus Orten kommen, die heute Süddeutschland und der Schweiz entsprechen, ist die Hauptsprache Schweizer-Deutsch. Ich war ganz aufgeregt, als ich der Mutter erzählte, dass ich aus Deutschland kommen würde. Und wir wechselten einige deutsche Worte, während der Rest uns gespannt zu sah. Es waren die kleinen Dinge, die mich so erstaunten. Einfach, weil es so anders war, als wie wir es gewohnt sind. Auf der Toilette gab es keine Lichtschalter, sondern Kerzen. Anstelle von Fotos waren Tierköpfe an der Wand. Autos wurden gegen Pferde eingetauscht und die nahegelegene Schule lehrte die deutsche Schreibweise. Im nahegelegenen Einkaufsladen waren wir auf dem Parkplatz neben den Kutschen die einzigen beiden Autos. Und im Store kauften wir noch das ein oder andere amish Produkt als kleines Andenken an diesen wundervollen Ort. 

Nachdem ich am Donnerstag meinen letzten Vortrag in Psychologie hielt, übernahm ich untypischerweise von um 16 bis 20 Uhr die Abendschicht im Cookie-Store. Ich bereute es direkt. Da es morgens doch mehr zu tun gibt, kam bei mir schnell Langeweile auf. Aber gut, somit wusste ich immerhin, für welche Stunden ich mich nicht nochmal eintragen würde. Aber der schönste Teil? Die Aussicht beim Feierabend.

Zurück zu Hause ging es dann ans Koffer packen, denn in weniger als 48 Stunden würde ich mich auf den Weg machen, um Familienbesuch in den USA zu empfangen. Da ich wusste, dass der Freitag stressig werden würde, fing ich lieber schonmal frühzeitig an zu packen. Gott sei Dank kamen mir direkt 3 Freunde zur Hilfe und der Koffer packte sich fast wie von selbst. Ich freute mich sehr auf die Zeit, aber der Gedanke daran nur noch knapp 10 Tage mit meinen Freunden hier zu sein, ging mir einfach nicht aus dem Kopf.

Am Freitag traf ich mich nach der Arbeit endlich mal wieder mit meinem Social host. Wir gingen in einem japanischen Restaurant Ramen essen und ich war glücklich, mal wieder etwas Zeit mit ihr zu verbringen. Ich erzählte von meinen Reisen und wir schwelgten in Erinnerung über die vergangene Zeit. Sie fragte mich, ob ich bereit sei, wieder nach Deutschland zu fliegen und irgendwie wusste ich nicht, was ich darauf antworten soll. Zurück im Dorm versuchten meine Freunde und ich den ultimativen Plan für die letzten Tage, die wir noch zusammen verbringen würden, zu erstellen. Der Minuspunkt: Ich arbeitete die Woche über sehr viel. Und plötzlich überkam mich wieder eine große Trauer und ich wusste irgendwann nicht mehr was Lachen und was Weinen war. Meine Freunde trösteten mich, ich raffte mich wieder auf und da es keine Zeit mehr gab sich noch groß zu richten, ging es mit roten Augen zum Bus. Denn heute Abend stand wieder Freiwilligenarbeit an. Diesmal backstage bei dem Auftritt einer Tanzschule, welcher in der Highschool stattfand. Da dort jedoch nicht viel zu tun war und wir meistens nur darauf achten mussten, dass die Kinder in der richtigen Reihe standen, konnten wir bereits früher wieder zurück.

So konnte ich noch meine letzte Hausarbeit für Psychology zu Ende schreiben und sah mich danach eigentlich nur noch mit einem Tee im Bett. Abends wurde ich dann aber noch im 4. Stock zum indischen Abendessen eingeladen. Das ließ ich mir natürlich nicht entgehen. Und wie sollte es auch anders sein, wurde ich danach sogar noch überredet, mit in den Club zu gehen. Ich hatte so starke Fußschmerzen von der Arbeit, dass ich eigentlich nicht wirklich in Stimmung war. Aber so ging es los zum Feiern. Es war bereits Mitternacht und da die Clubs in Wisconsin um 2 Uhr schließen würde es zum Glück nur eine kurze Nacht werden. Doch was soll ich sagen, es war ein wunderschöner Abend und irgendwann spürte ich auch meine Fußschmerzen nicht mehr. Die wurden einfach weggetanzt. Ich liebte diesen Club, der mehr eine Mischung aus Bar, Spiel-Arena, Sofa-Ecke und Tanzfläche war. Der Inbegriff eines Country-Clubs im mittleren Westen. Und für meinen Kopf war es auch mal ganz gut, mal an was anderes, als Abschiede zu denken. Und nach der Feier warteten wir wie noch 100 weitere Leute neben uns auf ein Uber, welches uns irgendwann dann sicher nach Hause brachte.

Als ich um 4.30 Uhr dann im Bett war, klingelte 2 Stunden später mein Wecker. Was eigentlich eine schlechte Eigenschaft ist, sich aber hier als durchaus nützlich erwies: mein Gehirn war auf wenig Schlaf trainiert. Und so ging es für mich munter mit dem Uber zum Flughafen. Nächster Stopp: LA!! Nach 9 Monaten würde ich meinen Vater und meinen Bruder zum ersten Mal wieder sehen.

Danke das du bis hierhin gelesen hast und bis zum nächsten Blogeintrag!!

XOXO,

TJ