08.04.2024 – 21.04.2024
Der April, der macht, was er will. Der April ist symbolisch für einen Umschwung des Wetters bekannt. Doch auch mental ändert sich bei mir immer viel. Nach dem Wintertief im Januar und Februar, folgt im März der Monat der Hoffnung. Und dann kommt der April und somit der Monat der Veränderungen. Aber was ist in den vergangenen Wochen passiert?
Zurück aus Milwaukee ging es spät abends noch zurück zum Flughafen, da der Mitarbeiterin ein Fehler unterlaufen war und uns eine falsche Abrechnung zukommen lassen hat. Wir warteten über eine Stunde und ich wurde langsam ungeduldig. Als uns dann noch mehr Geld abgebucht werden sollte als ursprünglich geplant, war es mit meiner amerikanischen Freundlichkeit vorbei. Ich ließ mich an den Manager verweisen und tauchte auch am nächsten Tag wieder beim Flughafen auf. Als wir dann endlich die neue Rechnung mit der richtigen Überweisungs-Menge erhielten, war ich zufrieden und auch etwas stolz, mich durchgesetzt zu haben. Bei dem Anbieter würden wir in Zukunft nicht mehr buchen.
Am Montag wurde wieder gearbeitet. Wir sprachen über die Unterschiede des Schulsystem USA vs. Deutschland. Mein Chef war sehr erstaunt, dass wir an öffentlichen Schulen kein Nachmittagsprogram wie Cheerleading, Sportclubs oder Artclubs haben. Tja, da sollte sich Deutschland mal ein Beispiel an den USA nehmen. Nachdem ich oft von dem Leben in Deutschland gesprochen hatte, fragte mich mein Chef, welche Dinge ich den an den USA besser finden würde. Zum einen ist es die Denkweise der Menschen, zumindest von denen, welche ich bisher getroffen habe. Amerikaner probieren Dinge aus, sie setzen Denken in Taten um. Kein Traum scheint zu groß. Während wir in Deutschland oftmals sehr versteift durchs Leben gehen, haben die Amis eine gewisse Leichtigkeit. Wenn ich den Verkäufer bei der Post mit Musik auf den Ohren arbeiten sehe, vielleicht etwas zu viel. Ein gewisses Mittelmaß macht es. Ein weiterer Punkt, den ich zunächst als großen Kulturschock wahrgenommen hatte, ist die Kommunikation mit Fremden. Während des Wartens auf den Bus, am Flughafen und selbst im Supermarkt. Mein Chef fragte mich, wie man denn neue Leuten kennenlernen würde, wenn man sich nicht unterhält. Als er dann als Erkenntnis meinte „die Deutschen seien anti-social“ musste ich kurz überlegen, ob ich dieses Bild im Hinblick auf meine Rolle als Juniorbotschafterin so stehenlassen konnte. Aber da mein Chef noch immer vorhatte seinen Ruhestand in Deutschland zu verbringen, würde ich sagen, ich habe ihn somit eher vom Culture-Shock bewahrt.

Am Dienstag hatte ich dann ein Vorstellungsgespräch mit 7 Stunden Zeitverschiebung nach Deutschland. Neben dem Gedanken des Studiums wollte ich mir jede Option offenhalten und bewarb mich somit auch bei einigen Unternehmen in Deutschland um eine Vollzeitstelle. Diese Jobstelle war ein absoluter Traumjob für mich. Ich war sehr aufgeregt. Schließlich war es das erste Job-Interview außerhalb meines Ausbildungsunternehmen, welches mir seit 5 Jahren bevorstand. Aber es lief alles super und ich hatte ein sehr gutes Gefühl. Weniger Tage später erhielt ich die Rückmeldung, dass der weitere Prozess aufgrund meiner späten Verfügbarkeit eingestellt wird. Schade, aber es kommt alles so wie es kommen soll. Und wie meine Mutter danach meinte: Es werden noch ganz viele andere schöne Dinge auf mich warten. Wer weiß schon, was die Zukunft so bringt.
Die Woche setzte ich ein Vorhaben um, welches ich schon seit Monaten vor mir hergeschoben hatte: Das Potenzial meiner Rolle als Juniorbotschafterin voll auszunutzen und das Stipendium amerikanischen Student*innen vorzustellen.
Somit setzte ich mich mit dem Student Abroad Office des Colleges zusammen, hing Programm-Broschüren im College auf, gestaltete Social-Media posts für die Instagram-Seite unseres Colleges und hielt Vorträge in mehreren Kursen. Zunächst war ich sehr aufgeregt und fragte mich, warum ich das hier überhaupt machen würde. Es war sehr außerhalb meiner Komfortzone so viele Vorträge zu halten. Aber nach dem 2. Mal war ich schon viel entspannter und merkte mal wieder: Übung macht den Meister.


Jemand sagte mal zu mir:
Die Dinge, die wir am meisten fürchten, sind oftmals die Dinge, die uns am meisten wachsen lassen.
Und es stimmte. Beim letzten Vortrag kam sogar im Nachhinein ein Student zu mir und stellte einige Fragen zum Programm. Das machte mich so glücklich. Wer weiß, vielleicht sitzt in genau einem Jahr jemand in Deutschland, auf dem Weg in ein spannendes Jahr, inspiriert durch meinen Vortrag?
Am Wochenende traf ich mich nach einer kurzen Samstags-Schicht mit einer Freundin in der Stadt. Zuerst gingen wir Smoothie Bowls essen und anschließend ins Schwimmbad. Normalerweise gingen wir immer unter der Woche. Die Entscheidung bereuten wir auch direkt. Es war unglaublich voll und zusätzlich startete gerade ein Schwimmkurs für angehende Rettungsschwimmer*innen. Und dann hatten wir unsere erste Begegnung mit einem unfreundlichen Amerikaner. Es ist erstaunlich, wie dies erst nach über 8 Monaten zum ersten Mal passierte. Wir waren sehr schockiert, als wir wortwörtlich aus der Schwimmbahn rausgeworfen wurden. Das entfachte wiederrum einen Streit mit einigen Müttern, die gesehen hatten, wie wir behandelt wurden. Ein dankendes Lächeln an die Mütter gerichtet, verließen wir die Fläche in Windeseile, gingen kurz zur mentalen Entspannung in die Sauna und liefen dann dem Bus hinterher, der uns zum Glück auf halben Weg noch einsammelte.

Mit einer kurzen Verschnauf-Pause im Dorm ging es für uns abends wieder Richtung Downtown. Dort wartete im Hotel eine besondere Freiwilligenarbeit auf uns: Highschool Prom!! Ich hatte mich zuvor bei umliegenden Schulen nach deren Abschluss-Feier erkundigt und nachgefragt, ob Hilfe benötigt wird. So wurden wir für 4 Stunden die Security für die Tanzfläche. Die Highschool-Seniors kamen alle gegen 7 Uhr abends in den Tanzsaal. Die schönsten Kleider kamen zum Vorschein, wobei sich farblich immer mit dem Tanzpartner abgestimmt wurde. Und dann ging die Party los, wobei wir es uns nicht entgehen lassen konnten, bei den großen Musik-Hits mitzutanzen. Neben uns waren auch mehrere Mitarbeiter der örtlichen Polizei vor Ort. In Deutschland kaum vorstellbar, hier an der Tagesordnung. Im Anschluss konnten wir uns sogar noch ein Erinnerungsfoto in der Fotobox machen lassen und verließen gegen 11 Uhr den Saal. Es war einfach eine wunderschöne Erfahrung und ich erinnerte mich direkt wieder an meinen eigenen traumhaften Abiball, der mittlerweile fast 5 Jahre zurückliegt.




Zurück im Dorm bereitete meine großzügige Nachbarin, die gleichzeitig meine engste Freundin hier ist, einen Smoothie zu. Davon bin ich zugegebenermaßen abhängig, sodass mein erstes Ziel nach der Arbeit meistens ihr Apartment ist. Danke Nisa hehe. Danach ging es direkt weiter zur Freiwilligenarbeit mit den internationals. Ein Freund hatte sich hier ein community impact project überlegt, wofür wir alle zusammen bei bestem Wetter in der Nähe Müll sammeln gingen.



Am Dienstag traf ich mich mit meiner College-Koordinatorin. Ich übernahm in den kommenden Tagen den Instagram Account des international offices und gab den Follower*innen einen Einblick in mein Leben am College und im Dorm. Der Takeover verschob sich auch um einen Tag, da eine der internationals am Nachmittag einen Unfall direkt am Dorm hatte und vom Auto angefahren wurde. Wir erhielten einen Anruf und liefen zur Unfallstelle. Sie war bei Bewusstsein und die Rettungskräfte waren glücklicherweise schnell vor Ort, um sie ins Krankenhaus zu bringen. Der Schock saß tief und ich sagte alle weiteren Pläne für den Tag ab. Wir blieben alle zusammen und warteten auf weitere Updates. Zum Glück geht es mittlerweile langsam bergauf. Das hat mal wieder gezeigt, wie dankbar wir doch für jeden Tag sein sollten.
Neuer Tag – und der Alltag musste weitergehen. In den kommenden Tagen widmete ich mich dem Instagram Takeover und filmte den Campus und die Umgebung. So konnten vor allem Alumnis, Familienangehörige und zukünftige internationale Student*innen einen exklusiven Einblick ins Studentenleben hier erhalten. Trotz des Zeitaufwands hatte ich jede Menge Spaß. Am Freitag huschte ich nach der Arbeit noch schnell in die Umkleidekabine, um ein einigermaßen schickes Outfit zusammenzustellen. Im Anschluss ging es noch Ohrringe shoppen und dann war ich auch ausgestattet für den kommenden Abend: Prom Night am College. Und wer hat wieder Freiwilligenarbeit geleistet? Richtig, ich. Kostenlose Burger gab es auch, bei denen wir die Reste mitnehmen konnten. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen.

Am Samstag ersetzte ich den Cookie-Store durch Freiwilligenarbeit. Um 10.30 Uhr begann meine erste Schicht auf einer Kinder-Freizeit-Messe für ca. 3 ½ Stunden. Ich half dabei, mit Kindern am Stand kleine Projekte zu basteln. Zurück im Dorm und mit einer kurzen Verschnaufpause ging es um kurz vor 18 Uhr ins historische Museum. Jeden Donnerstagnachmittag war ich gemeinsam mit einem Freund Greeter für die Besucher. 2-mal im Monat steht am Wochenende eine Mystery-Night auf dem Plan, bei der 20 Erwachsene in Kostümen und mit einer ihr zugeteilten Rolle in das Museum kommen. Wir waren Magd und Butler, bedienten die Gäste und sorgten für einen reibungslosen Ablauf. Dann durften wir noch die Reste des Buffets verkosten. Es machte wieder so viel Spaß und ich werde die Zeit, die wir zusammen in dem Museum verbracht haben, vermissen. Aber ich freue mich auch sehr. Denn: Ich habe alle meine Freiwilligenstunden erledigt!! Es war teilweise echt anstrengend, aber ich bin so froh es nun geschafft zu haben.


Danke, dass du bis hierhin gelesen hast. Bis zum nächsten Blogeintrag!!
XOXO,
TJ